Nachdem die Prüfungsvorbereitung erfolgreich absolviert wurde, war der nächste logische Schritt die praktische Flugprüfung.
Nachdem alle Formalitäten geklärt waren, der Ausbildungsnachweis vollständig unterschrieben war, meldete mich meine Flugschule letztlich zur praktischen Prüfung.
Eine gute Woche später erhielt ich eine Email, wo mir der Name und die Kontaktdaten meines Prüfers, mit der Bitte der zeitnahen Verbindungsaufnahme, genannt.
Direkt an diesem Tag versuchte ich bereits mittags mein Glück, ich konnte aber leider niemanden erreichen.
Nachmittags erhielt ich einen Rückruf des Prüfers.
Ich nannte ihm den Grund meines Anrufs, er bat mich, ihn abends gegen 18:00 Uhr zurück zurufen, um die Details zu klären.
Gegen 18:00 Uhr erfolgte mein Anruf.
Wir stimmten die Route ab, kurz danach erfragte ich das Körpergewicht des Prüfers um diese Daten für das Weight & Balance in die Flugplanung mit einfließen zu lassen.
Das macht auch schon einmal einen guten Eindruck, dem Prüfer wird signalisiert, dass der Prüfling Ahnung hat und sich mit den Abläufen der Flugvorbereitung scheinbar auskennt.
Nachdem die ersten wichtigen Daten geklärt wurden, stimmten wir uns auf einen Termin ab.
Übermorgen soll es schon soweit sein, der 03.02.2017...??? OKAY!!!
Die Aufregung legte sich nur mäßig, ich begann mit den ersten Eintragungen in den Flugdurchführungsplan und bereitete die Strecke auf der Karte vor.
Er berechnete Kurse, nahm aus dem Flughandbuch die TAS und füllte die bekannten Daten bereits in das Loadsheet ein.
Am 02.02.2017 suchten wir noch einmal den Kontakt um uns über das Wetter abzustimmen.
Es sah kritisch aus, das TAF sagte eine durchbrochene Bewölkung in 1200 ft voraus, außerdem soll es Frühnebel geben.
Wir verabredeten uns für den 03.02.2017 09:00 Uhr am Telefon um final zu entscheiden, ob wir die Prüfung fliegen.
Kurzum, ich teilte dem Prüfer mit, dass wir nicht fliegen werden, da wir die Wetterminima für die Lufträume nicht einhalten könnten.
Der neue Termin sollte der 09.02.2017 sein.
Ich rief meinen Prüfer wie verabredet am 08.02.2017 gegen 19:00 Uhr an, um die Details zu besprechen.
"Die Route lassen wir so Herr Heise, am Gewicht hat sich auch nichts verändert, was sagt das Wetter für morgen, können wir fliegen?"
Leider musste ich wiederholt feststellen, dass die Prognose für den 09.02.2017 wieder nicht wirklich gut aussahen, es gab aber Grund zu Hoffnung, da es zum Mittag fliegbarer werden sollte.
Am 09.02.2017 telefonierten wir wieder vormittags und stellten leider fest, dass auch an diesem Tag die Prüfung nicht stattfinden wird.
Der 10.02.2017 sollte nun DER Tag werden, das Wetter sollte nahezu perfekt zum Fliegen werden.
Wir verabredeten uns wieder für den Abend am Telefon.
Soweit kam es leider gar nicht, gegen 15:00 Uhr rief mich mein Prüfer an, dass der Termin am 10.02.2017 aus privaten Gründen leider nicht stattfinden kann.
NEEEEEEEEIIIIIIIN...!!! Wie schade, aber nicht zu ändern.
Der neue Termin sollte der 16.02.2017 werden.
Na mal schauen, ob mir das Wetter wieder einen Strich durch die Rechnung machen wird!?
Am Abend des 15.02.2017 telefonierten ich wieder mit meinem Prüfer.
Überraschenderweise blieb alles wie besprochen, die Route wurde nicht geändert und auch das Wetter schien es für den Folgetag gut mit mir zu meinen.
"Wir telefonieren morgen um 09:00 Uhr nochmal Herr Heise, dann entscheiden Sie, ob wir fliegen!"
Am 16.02.2017 stand ich früh auf, durch mein Kind war ich nachts oft wach und nutzte kurz die Chance, das TAF am Handy zu checken.
Es sah sehr gut aus für den 16.02.2017, die Aufregung wurde merklich stärker.
Ich stand früh auf, checkte wieder das Wetter, schaute ins GAFOR, checkte METAR und TAF, las Karten.
Um 09:00 Uhr folgte das Telefonat mit meinem Prüfer.
Wir verabredeten uns zu 12:00 Uhr am Flugplatz Strausberg.
Ich fuhr sehr zeitig los um am Flugplatz die letzten Daten zu checken, die Berechnungen fertig zu stellen und die Maschine vorzubereiten.
Ich prüfte noch einmal das Wetter, und die NOTAMs.
Dann der erste Schock...
Das Funkfeuer Fürstenwalde (FWE-VOR) ist in der Zeit meiner Prüfung abgeschaltet und darf nicht zu Navigationszwecken verwendet werden.
Oh nein, ich muss alles neu rechnen, das darf nicht wahr sein.
Warum wird mir das erst so kurzfristig gezeigt im NOATM???
Ich behielt einen kühlen Kopf und plante die Route kurzerhand um.
Nun fehlte mir eine knappe halbe Stunde, da ich alle Daten anpassen musste.
Geschafft, ich habe jetzt noch 45 Minuten, bis der Prüfer erscheint und mit der Prüfung mündlich beginnen möchte.
Ab zur großen Halle und das Flugzeug vorbereiten, die D-EPPO sollte mich an diesem Tag erfolgreich durch die Prüfung bringen.
Im Terminal saß am Infopoint der Flugleiter.
Ich fragte ihn, ob ich die Katana DA20 nach dem Tanken dort für ca. 30 Minuten abstellen dürfte, da ich heute eine Prüfung fliege und dort mit dem Prüfer an das Flugzeug gehen möchte.
Die Antwort war NEIN... in ca. 15 Minuten landet hier eine Cessna Citation, die benötigt den Platz vor dem Terminal und möchte auch tanken.
Es lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.
Ich rolle doch nicht den Flieger zum Tankplatz und dann wieder zurück zur Halle...
Kurzerhand entschied ich mich, den ersten großen Check im Vorab durchzuführen, das Tanken dann aber mit dem Prüfer zusammen zu erledigen, damit ich Niemanden störe.
Ich lief zurück zur Flugschule und empfing meinen Prüfer dort im Briefingraum.
Nach einer kurzen Begrüßung gingen wir sämtliche Papiere durch, schauten über meinen Personalausweis und begannen die mündliche Prüfung.
Zu aller erst teilte ich ihm die beiden Neuigkeiten mit, dass sowohl das Funkfeuer abgeschaltet ist, als auch, dass wir tanken müssen, da ich aus Platzgründen bisher nicht tanken konnte.
"Gut, dann ist das so Herr Heise, gut gemacht, dass Sie dort dann niemanden stören wollen."
Puh... die erste Hürde war geschafft.
"Was haben Sie sich überlegt wegen des abgeschalteten Funkfeuers?"
Ich berichtete ihm, dass ich das Routing angepasst und bereits neu berechnet hatte.
Ich legte ihm den Flugdurchführungspläne vor und erklärte ihm die Wegpunkte und was ich alles wie berechnet habe.
Es gab keine Rückfragen seitens des Prüfers, das wird nicht das letzte Mal gewesen sein bei dieser Prüfung.
Wir starten in Strausberg und fliegen in südwestlicher Richtung nach Berlin rein über ECHO 1 und ECHO 2.
Dann weiter nach BRAVO, machen ein Midfieldcrossing in Schönefeld und verlassen die Kontrollzone über SIERRA nach Süden.
Von dort aus fliegen wir zum Funkfeuer Klasdorf (KLF-VOR) und drehen dort dann in Richtung Osten ab und fliegen zum Flugplatz Eisenhüttenstadt.
"Gut, so machen wir das Herr Heise."
"Das klingt alles sehr plausibel und korrekt, lassen Sie uns zum Flugzeug gehen."
Gesagt, getan gingen wir zum Flugzeug zur großen Halle.
Ich wiederholte die Vorflugkontrolle unter den kritischen Blicken des Prüfer und wartete gespannt auf die ersten Fragen.
Ich erklärte die ganze Kontrolle und zeigte auf, worauf ich achten muss.
"Haben Sie die Kontrolle vorhin schon gemacht Herr Heise?"
Ich sagte JA, worauf er erwiederte "Gut, dass glaube ich Ihnen auch. Sie scheine Ahnung davon zu haben, also lassen Sie uns jetzt losrollen zum Tanken und dann starten."
Gut, dachte ich mir. Das war erstmal einfach bis hier.
Nachdem wir an der Tankstelle waren, ich dem Prüfer erläutert habe, warum ich soviel tanke, wie ich tanke, winkte er zufrieden ab, notierte sich auf dem Prüfprotokoll etwas, wir konnten zum Start rollen und die eigentliche Prüfung endlich beginnen, ich wurde nervöser.
Am Rollhalt angekommen erläuterte ich meinen Motorcheck.
"Machen Sie mal, Sie brachen nicht alles zu erklären. Wenn ich Fragen habe, frage ich."
Wir starteten auf der Piste 23 und flogen Richtung Berlin.
Nachdem ich die Platzrunde verlassen hatte, meldete ich mich über Funk bei Strausberg Info ab und schaltete sofort die ATIS Frequenz von Schönefeld aktiv und hörte Dieses ab.
Anschließend meldete ich mich beim Towerlosten von Schönefeld und nannte ihm meine Absichten.
Wir erhielten die Freigabe zum Einflug in die Kontrollzone.
Am Wegpunkt ECHO 2 erhielt ich die Freigabe, direkt zum Midfliedcrossing zu fliegen, BRAVO brauche ich somit nicht anfliegen und melden.
Kurzerhand hatten wir den Platz auch schon in Sicht.
"Papa Oscar, wenn Sie möchten, können Sie auch gern noch einen Low Approach machen, hier ist alles frei."
Ich verneinte aber dieses Angebot schweren Herzens mit dem Hintergedanken, dass ich hier gerade eine Prüfung fliege und mir die Eier nicht selber ins Nest legen muss.
Wir verließen die Kontrollzone wie geplant über SIERRA und steuerten direkt auf KLF zu.
Dort angekommen ging es weiter nach Eisenhüttenstadt.
Der Airworkteil begann.
45° Steilkurven nach links und rechts, lief prima.
Weiter geht es mit der Lektion Langsamflug bis zum Strömungsabriss mit Recovery.
Ich erklärte dem Prüfer, worauf ich zu achten habe.
Auch das lief perfekt.
Der Airworkteil war damit auch schon vorerst beendet.
Im Anschluss briefte ich meinen Prüfer für den Anflug in Eisenhüttenstadt.
"Wir wollen dort eine Ziellandeübung machen"
Wow, dachte ich.
Auf diesem Platz hatte ich das vorher nie gemacht und der Platz ist speziell, da dieser auf einer Waldlichtung liegt.
Ich meldete mich bei Eisenhüttenstadt INFO über Funk an und teilte meine Absichten mit.
Die Flugleiter und Mitarbeiter dort sind dort am Platz immer außergewöhnlich freundlich, das sei an dieser Stelle mal lobend erwähnt.
Okay... ich war nun 2200 ft über dem Platz und meldete den Beginn der Ziellandeübung.
Man glaubt es kaum, aber diese Ziellandeübung war die Beste, die ich jeher geflogen bzw. gesegelt bin.
Anschließend waren noch zwei weitere Platzrunden auf dem Plan.
Die erste Landung wurde zur angesagten Durchstartübung.
Dann fragte mich meine Prüfer, ob ich die Landung ohne Landeklappen auch hier fliegen möchte oder lieber in Strausberg?
Ich möchte heute meine Lizenz erlangen, da sollte ich doch eine Landung ohne Landeklappen wohl auch auf diesem speziellen Platz packen müssen.
Und los ging es.
Ich flog flach über den Baumkronen des umliegenden Waldes an.
Es schien schon beinahe zu nah, aber ich musste ja Fahrt abbauen, was sonst die Landeklappen mit ihrem Widerstand übernehmen.
Ganz sanft kurz hinter der Schwelle setzte ich den Flieger auf die Bahn und startete sofort wieder durch.
Nun stand schon der Rückflug nach Strausberg an.
Ich orientierte mich mit Hilfe der Karte, da mein allseits beliebtes Navigationsfunkfeuer noch immer nicht in Betrieb war.
Mein Prüfer übernahm die Kontrolle und bat mich, die IFR Brille aufzusetzen.
Mit dieser Brille hat man keine Sicht nach außen, man sieht nur seine Instrumente im Flugzeug.
Damit wird ein unbeabsichtigter Einflug in eine Wolke simuliert.
Die Aufgabe war nun, eine 180° Umkehrkurve aus der Wolke raus zu fliegen, ohne dabei an Höhe zu verlieren oder zu gewinnen.
Ich sollte sowohl rechtsherum als auch linksherum fliegen.
Auch diese Aufgabe bestand ich souverän.
Ich orientierte mich neu, und hatte bald den Flugplatz Eggersdorf auf meiner rechten Seite.
Ein gutes Indiz dafür, dass wir richtig sind.
Das Ziel war schon vor Augen, ich meldete mich über Funk bei Strausberg Info an und teilte mit, dass wir uns zur Landung in die Platzrunde einfädeln möchten.
Kurz danach meldete die UL Flugstunde den Beginn einer Ziellandeübung.
Ich wollte auf keinen Fall stören und erklärte meinem Flugprüfer, dass ich den Anflug abbrechen werde und den mit seinem Einverständnis und Rücksprache mit Info den Anflug anders angehen werde.
Mein Prüfer und der Flugleiter auf der Infofrequenz stimmten zu.
Der UL konnte ganz entspannt seine Übung fliegen und ich verlängerte den Gegenanflug mit Meidung der umliegenden Dörfer.
Die Abschlusslandung in Strausberg war ebenfalls sanft, ich rollte von der Piste ab.
Der Fluglehrer der UL erkannte meine Stimme und bedankte sich für das gute Airmenship.
Ich rollte zur großen Halle und wartete auf die erlösenden Worte, dass ich die Prüfung bestanden habe.
Es kam keine Wort von meinem Prüfer, auch nach dem Abstellen der Maschine nicht.
Ich stieg aus dem Flugzeug, der Mechaniker kam aus der Halle und fragte ganz sarkastisch, ob er gratulieren darf oder Tränen trocknen muss?
Ich antwortete ihm, dass er das meinen Prüfer fragen soll, ich kenne das Endergebnis bisweilen selber noch nicht.
"Gratulieren dürfen Sie nicht, ich als Prüfer habe das Privileg als erster zu gratulieren, was ich hiermit auch feierlich tun möchte.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH Herr Heise, ihre Leistungen waren mehr als ordentlich!!!"
JAAAAAA... wie schön, endlich war der lange Weg geschafft.
Ich bin Pilot... zwar Privatpilot, aber ich darf Fliegen.
Ein Privileg, was nicht alle können und dürfen.
Der Mechaniker gratulierte mir, und bot auch an, dass er die Maschine übernimmt und wieder in die Halle zieht.
Ich schrieb noch das Bordbuch, packte meine Sachen ein und wir gingen zurück in die Flugschule, wo wir das Abschlussgespräch führten.
Er händigte mir das Prüfprotokoll aus, ich kopierte Dieses noch zweimal, eins davon für meine Unterlagen.
Anschließend trug ich den Prüfungsflug noch in mein Flugbuch ein.
Ich gab das Bordbuch und den Schlüssel im Office ab, trank noch einen Kaffee und fuhr dann glücklich nach Hause.
Eine Woche später teilte mir die Landesluftfahrtbehörde mit, dass ich noch eine Antrag auf Lizenzerteilung stellen muss, und noch Unterlagen eingereicht werden müssen.
Warum man mir das nicht bereits am Prüfungstag mitteilen konnte ist mir bis heute schleierhaft.
Nunja, die fertige Lizenz war daraufhin knappe 14 Tage später im Briefkasten.
Nun darf ich mit Fluggästen sofort in die Lüfte.
Ich bin nun Inhaber einer PPL (A) EASA und damit darf ich diese Rechte ausüben.
Bei einer LAPL muss ich erstmal 10 Stunden alleine fliegen, bei einem UL sogar eine Passagierberechtigung erwerben, bevor ich mit Fluggästen fliegen darf.
Dennoch muss ich als PPL Inhaber aber eine 90 Tage Regel einhalten.
Sind diese 90 Tage überschritten, muss ich erst drei Starts und Landungen alleine ausführen, bevor ich wieder mit Fluggästen abheben darf.
Vielleicht fliegen wir ja demnächst gemeinsam, schreib mich einfach an.
Wie der erste Passagierflug ablief, wo wir hin geflogen sind und was wir elebt haben, erfahrt ihr demnächst im Post "Der erste Passagierflug".
Euer Jérôme
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